Montag, 25. Februar 2013

Kulturbummel durch Berlin Mitte

Motiv im Schlüterhof des Zeughauses
Motiv auf der Oranienburger Straße
Büste der Nofretete, Neues Museum

Nahezu unbegrenzte kulturelle Viellfalt und starke kulturelle Kontraste machen Berlin Mitte besonders interessant. Der Umfang des kulturellen Spektrums verweigert sich einer Darstellung im Rahmen eines Posts, weshalb unsere kleinen Fotoserien fragmentarisch bleiben. Ein umfassenderes Bild entsteht erst im Kontext von Posts über vorausgegangene Aufenthalte, die das Label 'Berlin Calling' als Themenfeld verbindet. (Posts über Kunstausstellungen in Berlin sind im Blog 'Uhlenbuesche' zu finden.)

Motiv im Frühstückscafé
Vor unserem Kulturbummel stärken wir uns erst einmal mit einem Frühstück im 'Scheunenviertel', ehe wir Motive auf der Oranienburger Straße oder in deren Nähe in Berlin Mitte sowie im 'Deutschen Historischen Museum' einsammeln. Die Museumsinsel ist selbstverständlich auch bei diesem Aufenthalt eines unserer Ziele. Wir besuchen im 'Neuen Museum' die Austellung 'Im Licht von Armana', mit der Grabungen gewürdigt werden, in deren Rahmen vor 100 Jahren u.a. die Büste der Nofretete gefunden wurde.





Deutsches Historisches Museum

Das 'Deutsche Historische Museum' besuchen wir heute das erste Mal und erleben ein Museum der eigenen Art in der Umgebung einer großartigen Architektur. Die Ausstellungen sind nicht auf Exponate ausgerichtet, sondern folgen kulturhistorischen Konzepten, die Lebenswelten in ihren strukturellen Zusammenhängen und zeitlichen Entwicklungslinien transparent machen möchten. Die inhaltliche Umsetzung kann in Anbetracht der Komplexität und Vieldeutigkeit unserer Lebenswelten nur ein Flickenteppich bleiben, der je nach Voraussetzung von Besuchern mehr oder weniger interessant erscheint.

Modell eines römsichen Kastells im Lippetal
Kulturelle Frühphasen von Kelten über Germanen und Römerzeit bis zum frühen Mittelalter finden lediglich mit wenigen Objekten und Texten Erwähnung. Bei Betrachtung des Modells eines römischen Kastells, das im Lippetal bei Haltern bestand (nicht weit vom Ort unserer Kindheit und Jugendzeit entfernt), stellt sich ein Aha-Erlebnis ein. In dem Kastell war die 19. Legion stationiert, die 9 n. Chr. in der Varusschlacht aufgerieben wurde. (Schau an, wieder etwas gelernt!) Im Ergebnis gab das römische Imperium die Unterwerfung rechtsrheinischer Gebiete als strategisches Ziel auf. Rechtsrheinische Barbaren durften ihr germanisches Barbarentum vorerst behalten(*).  Webseite des Römermuseums Haltern   Varusschlacht in Wikepedia   


'Schlüterhof' im Deutschen Historishen Museum
Übergang zum Anbau von I.M. Pei
Dichter wird die Ausstellung erst mit dem einsetzenden Preußentum, das die politischen Ursprünge des heutigen Deutschands markiert. Für kundige Besucher bietet die Standardausstellung des Museums jedoch wenig Überraschungen. Umso mehr überrascht die Architektur der Anlage. Angesiedelt ist das 'Deutsche Historische Museum' in zwei extrem unterschiedlichen Gebäuden. Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg beauftragte 1695 den Bau des Komplexes, der ab 1731 in Nachbarschaft des ehemaligen Stadtschlosses als Waffenarsenal diente und heute das älteste Gebäude 'Unter den Linden' ist. Nach bewegter Geschichte wurde im Jahr 2003 ein Erweiterungsbau als Ausstellungshalle eröffnet. Der Architekt Ieoh Ming Pei konzipierte auf engem Raum ein faszinierend transparentes Gebäude mit unterirdischer Anbindung an das Zeughaus, dessen barocken Innenhof ('Schlüterhof') I. M. Pei überdachen ließ. Das Ergebnis überzeugt!   Diashow mit Motiven in Berlin Mitte Diashow mit Fotos unseres Besuchs im 'Deutschen Historischen Museum'  
Webseite Deutsches Historisches Museum

Im 'Licht von Armana', Austellung im 'Neuen Museum' auf der Museumsinsel Berlin

Büste der Nofretete
Tête à Tête, Jürgen Knubben, 2011
Ergänzt um Exponate aus dem Louvre, Paris, und aus dem Metropolitan Museum, New York, beleuchtet die Ausstellung 'Im Licht von Armana' jene räselhafte Armana-Epoche, die 1397 v. Chr. mit Thutmosis IV. einsetzte, von Amenophis III. fortgesetzt wurde und bereits mit dem Tod von Amenophis IV. um 1334 v. Chr. wieder endete.
Während seiner Regentschaft ab ca. 1354 v. Chr. setzte Amenophis IV. erstmals in der uns bekannten Geschichte der Menschheit einen Monotheismis durch, der dem Sonnengott Aton galt und auf den Pharao zugeschnitten war. Amenophis IV. benannte sich in Echnaton um und ernannte sich und seine Frau Nofretete zum irdischen Repräsentanten und ausschließlichem Sprachrohr dieses Gottes. Echnaton entmachtete die mächtige Priesterschaft und ließ in kurzer Zeit die Stadt Achetaton als neues kulturelles Zentrum errichten. Nach Echnatons Tod wurde diese Entwicklung rückgängig gemacht und die Stadt Achetaton aufgegeben. Hinweise lassen aber auch eine Deutung zu, gemäß der Nofretete nach Echnatons Tod einige Zeit alleine weiterregiert hat. Spuren zu Nofretes Ende verlieren sich jedoch im Dunkel der Geschichte. Unstrittig ist, dass die alten Götter wieder eingesetzt und Echnaton zum Ketzer erklärt wurde, dessen Name aus der Geschichte zu löschen war.

Erst Grabungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts deckten bis dahin verborgene Spuren dieser Geschichte auf. Im Rahmen dieser Grabungen wurde u. a. die Büste der Nofretete gefunden, das rechtlich nicht völlig unumstrittene Glanzstück der ägyptischen Sammlung in Berlin. Um diese spannende Epoche ägyptischer Geschichte rankt sich die Ausstellung, die noch bis zum 13. April 2013 läuft und in der Tat ein wenig Licht auf die dunkle Armana-Epoche zu werfen vermag. Fotos dürfen allerdings nicht von den Exponaten aufgenommen werden. Fotos ersetzen ohnehin nicht den Besuch dieser sehenswerten Ausstellung, in der bedeutende historische Objekte und einige sehr interessante Modelle erstmals und einmalig in diesem Zusammenhang präsentiert und erläutert sind. Im Normalpreis von 8 € ist ein Audio-Guide mit informativen Erläuterungen enthalten. Ein umfangreicher, großformatiger Katalog mit zahreichen Farbabbildungen wird zum PreIs von 29,95 € angeboten.

Eigene Fotos der Nofretete-Büste sind im Museums-Shop aufgenommen, in dem exakte Repliken des Originals zum stattlichen Preis von 2.900 € angeboten werden. Weitere Fotos der eingebunden Diashow 'Neues Museum'  sind im 'griechischen Hof' des 'Neuen Museums' entstanden.
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(*) Der Begriff 'Germanen' ist eine Sammelbezeichnung von Stämmen in Mitteleuropa und Südskandinavien.
'Barbar' war im antiken Griechenland eine Bezeichnung für Menschen, die der griechischen Sprache nicht mächtig waren. Für Römer waren 'Barbaren' Menschen ohne griechisch-römische Bildung. Erst in jüngerer Zeit entwickelte sich die Idee eines kontinuierlich fortschreitenden menschlichen Zivilisationsprozesses. 'Barbarische' Verhaltensstandards gelten nun als rückständig und werden als unzivilisiert, kulturlos, roh abgewertet, weil sie von dominierenden kulturellen Mustern abweichen.

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