Freitag, 4. März 2011

New York 2011 reloaded - Ankunft in einer (bzw. "der"?) Welthauptstadt

Südlicher Central Park
Time Square
Das Wetter ist am Tag der Anreise winterlich-sonnig, gerade richtig für einen ersten Rundgang durch die Stadt und den Central Park. Nach vier früheren Aufenthalten kommt die Stadt uns vertraut vor, obwohl unser letzter Besuch 11 Jahre zurück liegt. Wir sind uns sicher, dass drei spannende Tage vor uns liegen. Mit der Wahl unseres Hotels haben wir eine gute Entscheidung getroffen. Das Hotel Elyssee befindet sich auf der 54. St. nahe der 4. Av. (Madison). Es liegt zentral und trotzdem ruhig. Zum Central Park, in dem wir morgens joggen wollen, kommen wir in 5 Minuten. Relevante Museen erreichen wir bequem zu Fuß. Das Hotel verbindet den typischen Charme eines alten, kleines Hauses mit gepflegtem Komfort und entspannter Gastlichkeit.

Am Anreisetag sind wir um 2 Uhr aufgestanden. In Verbindung mit der Zeitverschiebung von 6 Stunden hat der Jetlag gnadenlos zugeschlagen. Das kommt natürlich nicht überraschend, sondern muss bei einer solchen Reise in Kauf genommen werden. In den nächsten Tagen wollen wir morgens erst einmal im Central Park laufen. Morgen werden wir uns nach dem Frühstück das grandiose Metropolitan Museum vornehmen. Für Samstag haben wir eine dreistündige Bootstour mit der Circle Line Rund um Manhatten vorgesehen. Am Abreisetag wollen wir in das Museum of Modern Art gehen und uns insbesondere die Sonderausstellung  des abstrakten Expressionismus anschauen, ehe wir am Abend die Rückreise antreten. Wenn diese ebenso problemlos wird wie unsere Anreise und der Bordservice von Singapur Airlines sich wieder so fit zeigt, lässt sich ein solcher Trip gut verkaften.

Natürlich hat sich einiges verändert, vieles davon zum Vorteil der Stadt. Wie sich die positiven und negativen Eindrücke in unserer Bilanz verteilen werden, ist für uns nicht vorhersehbar. Je nach angestrebter Qualität neuer Erfahrungen gehört bei einer Reise auch etwas Mut zum Abenteuer dazu. Als mehrfache Besucher von NY registrieren wir einige Auffälligkeiten und Veränderungen:
  • Der Columbus Circle ist völlig neu gestaltet.
  • Der Weg vom Columbus Circle in den Central Park, der bei unseren Teilnahmen am New York City Marathon mit einem Teppich abgedeckt war, ist inzwischen asphaltiert. Bei inzwischen 45.000 Teilnehmern ist vermutlich der von den Läufern geschätzte Teppichkult dem Pragmatismus geopfert.
  • Im Tiefgeschoss des Time Warner Buildings am Columbus Circle befindet sich das Flagschiff der Lebens- mittelkette Whole Foods, von deren Angebot wir uns in den USA gerne verführen lassen.
  • Auf der östlichen Seite des Central Parks liegt an der Kreuzung der 59. Straße mit der 5. Avenue ein unterirdischer Apple Store, wie ihn die Welt sonst noch nicht gesehen haben dürfte: Apple Store New York, 5th Avenue
  • Die fliegenden Stände mit Hot Pretzel finden wir noch immer an jeder Ecke und verströmen weiter ihren merk- würdigen Geruch, den wir mit New York verbinden und aufgrund dessen wir New York in einem Richtest auf Anhieb erkennen würden.
  • Die Fahrten mit der Metro sind erheblich teurer geworden. Immerhin sind sie noch deutlicher billiger als in Köln, aber bzgl. des Tarif- und Buchungssystems könnte Köln ein Vorbild werden. Das von uns geliebte Ein- heitstarifsystem besteht nicht mehr. Statt eines Token braucht man jetzt eine Karte mit Magnetlesestreifen, der jedoch meistens nicht funktioniert. Die Fahrkartenautomaten verstehen wir nicht (oder sie nicht uns?). Auch das kommt uns aus Köln bekannt vor. Hier lässt sich studieren, welche Rückschritte mit einem vermeintlichen Fortschritt erkauft werden. Die Fahrt vom Flughafen JFK in die Innenstadt kostete 1,50 $ im Jahr 2000, heute kostet sie 7,00 $.  
  • Um Wein einzukaufen bedarf es noch immer des Besuchs eines Liqour Stores. Inzwischen verkaufen jedoch Lebensmittel- geschäfte Bier. Ob das ein Fortschritt ist, wollen wir nicht bewerten.
  • Im Vergleich zu früheren Besuchen verhalten sich die Menschen wesentlich entspannter bzw. "entschleunigter" auf der Straße.
  • Das unablässige Hupen der Autos, das in NY zu jeder Tageszeit in den Ohren tönte, hat nicht aufgehört, aber abgenommen, obwohl die Verkehrsteilnehmer sich so undiszipliniert wie immer verhalten (d.h. so, wie wir es auch von Köln kennen).
  • Der Zustand der Straßen ist so schlecht wie vor 20 Jahren. (Ist NY Vorbild für Köln?)
  • Stretchlimousinen sind nahezu ausgestorben.
  • Bettler sind nicht ausgestorben, aber weniger geworden, vielleicht auch nur weniger sichtbar in Manhatten, seitdem die Politik "Null Toleranz" ausgerufen hat und die Polizei das umsetzt.
  • Sneaker in Verbindung mit Business Dress gehen gar nicht mehr. Für Frauen gehen nur noch High Heels oder Stiefel, am besten in Kombination.
  • Frauen tragen prinzipiell schwarze Strumpfhosen. Grau geht auch noch so gerade. In Deutschland ist es nicht anders. Uns wundert immer wieder, wie schnell Modetrends global adaptiert werden.
  • Adipöse Erscheinungen sind in Manhatten seltener zu sehen als in anderen Teilen der USA. Zugenommen hat dafür der Anteil von Menschen, die uns magersüchtig erscheinen.
  • Im Central Park treffen wir keine Skater. Bei unserem letzten Besuch war für Skater noch eine eigene Spur auf der Straße reserviert. Diese Spur gehört jetzt den Radfahrern, insbesondere solchen mit Rennrädern, die sich erheblich vermehrt haben. Rennradfahren soll ja angeblich unfruchtbar machen, daher muss es sich um eine Mode handeln.
  • Walker sieht man im Central Park nur noch sehr vereinzelt und Power Walker gar nicht mehr. Nordic Walking scheint hier nicht angekommen zu sein, was auch schlüssig erklärbar ist, weil NY keine Trends übernimmt, sondern kreiert.
  • Auf dem Broadway ist der Abschnitt zwischen der 43.und 42. Street als Fußgängerzone ausgelegt. Der Times Square, den wir aus der Vergangenheit als ein ziemlich heruntergekommenes, düsteres Viertel kennen, erfährt aktuell eine stadtpolitische Aufwertung und profitiert von dieser Maßnahme.
  • Die Ausbreitung der Kaffeekultur beobachten wir in den USA seit etwa 10 Jahren. Der Kaffe ist inzwischen sehr viel besser geworden. Das freut uns.
  • Die Kommunikationsfreudigkeit der Amerikaner kennen wir bereits. Dass ihre Kommunikation wie bei uns auch primär auf ihre Smartphones fixiert ist, enttäuscht uns. Ohne iPhone ist man ein Nichts. Zu diesen armseligen Menschen zählen wir uns auch.
  • Die Wahrnehmung der Welt außerhalb der USA scheint sich zu verändern. Zeitungen (wie z.B. die New York Times) berichten umfangreich und seriös über das internationale Geschehen. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen