Dienstag, 4. Oktober 2011

Schottland 2011 - Alte Bäume und urige Landschaften


Start ist um 6:45 Uhr am Hilton Dunkeld Hotel, um Angie um 7:00 Uhr am Atholl Arms Hotel zum Morningjog abzuholen. Angie erwartet mich bereits und gemeinsam laufen wir nun zunächst durch die Parklandschaft beim Dunkeld House und weiter über wunderschöne gelegene Trails am River Tay. Die Landschaft zeigt sich in magischem Licht. Das frühe Aufstehen ist nicht ganz leicht gefallen, belohnt uns aber jetzt mit Glücksgefühlen. Vermeintlich endlos könnten wir jetzt laufen. Es fällt uns schwer umzukehren, aber wir beugen uns schließlich der gestern vereinbarten Planung eines Trips nach Westen, auf dem wir Angie und Richard Eindrücke von den schottischen Highlands vermitteln wollen.






Die erste Etappe ist sehr kurz und führt uns auf der Suche nach historischen Spuren bis zur benachbarten Ortschaft Birnam. Im Ufergelände des River Tay möchten wir die alte Birnam Oak finden, ein Zeitzeuge Shakespeares. In Shakespeares Macbeth von 1609 bewegt sich im 5. Akt der Wald von Birnam Wood, weil sich die herannahenden Truppen hinter Ästen und Zweigen aus dem Wald von Birnam verbergen, um unbemerkt bis Dunsinane vordringen zu können. Macbeth sieht den „wandelnden Wald“ und erkennt, dass sich auch diese Prophezeiung der "unheimlichen Schwestern" erfüllt und das Ende seines dunklen Schicksals nahe ist.






Wir treffen zunächst auf etliche alte Eichen und stehen dann tatsächlich auch vor dem gesuchten Naturdenkmal. Das Alter dieses mächtigen Baums wird auf 800 Jahre datiert. Die weit ausladenden Hauptäste der Krone sind gestützt, damit sie nicht abbrechen. Trotzdem wirkt dieser alte Baum noch kraftstrotzend und würdevoll. Wir sind tief beeindruckt von dieser Begegnung.









Unser nächstesTagesziel gilt erneut einem Baum, nämlich der Fortingall Yew, einer Eibe, deren Alter auf bis zu 5000 Jahre geschätzt wird. Damit gilt diese Eibe als ältester Baum und vielleicht auch ältestes Lebewesen Europas. Eine Zeitspirale macht deutlich, wie weit dieses Alter in die menschliche Geschichte zurückreicht.










Um nach Fortingall zu gelangen, zweigen wir bei Aberfeldy auf eine einspurige Nebenstrecke nördlich des Loch Tay ab. Der Standort der Eibe ist auf dem durchaus interessanten Kirchfriedhof der kleinen Ortschaft Fortingall nicht zu verfehlen. Eine kleine Holztafel an einer Mauer verweist schlicht auf The Yew.










Aberglaube und Souvenirjäger haben dem alten Baum sehr zugesetzt, so dass heute nur noch einige Reste vorhanden sind und diese mit einem eingezäunten Arreal geschützt werden müssen. Der Umfang des Stamms soll ehemals 16 m betragen haben. Pflöcke im Boden markieren den Umfang des ursprünglichen Stamms.

Brücke und Mühle bei den Falls of Dochart
Der River Tay ist mit 193 km Länge der längste Fluss Schottlands und wechselt auf seinem Weg von der Entstehung am Ben Lui bis zur Mündung in die Nordsee bei Perth mehrfach seinen Namen. Erst östlich des Loch Tay erhält der Fluss den Namen River Tay. Im Oberlauf heißt der Fluss bis Crianlarich zunächst Fillan. Zwischen Crianlarich und dem Loch Tay sprechen die Schotten vom Dochart. Ja, die Schotten sind schon speziell und nicht immer leicht zu verstehen.
Auf unserer weiteren Fahrt nach Westen stoßen wir am Ende des Loch Tay bei Killin auf die Falls of Dochart, bei denen wir natürlich einige Fotos aufnehmen müssen.






Prepairing for foto shooting
The Falls of Dochart















Jenseits von Crianlarich erreichen wir das stille Glen Orchy. Später folgen mit dem Rannoch Moor sowie dem Glencoe zwei von der Natur dramatisch modellierte Landschaften.
Das Rannoch Moor ist ein nahezu unbewohntes Hochmoor, das für die Landwirtschaft nicht geeignet ist und darum eine der letzten, weitgehend unberührten und sehr einsamen Naturlandschaften Schottlands bietet. Durchquert wird das Rannoch Moor lediglich in nord-südlicher Richtung von der Straße A82 sowie einer Eisenbahnlinie und dem West Highland Way, ein 153 km langer anspruchsvoller Fernwanderweg zwischen Milngavie (Glasgow) und Fort William.  Link zur Webseite des West Highland Way






Rannoch Moor
Rannoch Moor














Westlich des Rannoch Moor schließt sich das Glencoe an, das über eine dramatische Natur hinaus mit Berichten des "Massaker von Glencoe"  dramatische historische Ereignisse der Clangeschichte lebendig hält. Seit dem 11. Jahrhundert befand sich das Tal unter der Kontrolle des Clans der MacDougalls. Politische Intrigen im Kontext der Jakobitenaufstände nutzten für eigene Interessen Konflikte zwischen ärmeren Clans in den Highlands und reicheren Clans der Lowlands sowie Zwiste zwischen den MacDonalds und den Campbells. Auf dem Rückweg von der Schlacht von Dunkeld, bei der die Aufständischen vernichtend von englischen Truppen geschlagen wurden, plünderten MacDonalds die Ländereien von Robert Campbell und stahlen sein Vieh. Als besonders perfide gelten jedoch bis heute die Campbells. Robert Campbell und seine Leute töten auf Befehl des Königs im Februar 1692 Alastair MacDonald und weitere 37 Clanmitglieder nachdem sie 2 Wochen Gäste der MacDonalds waren. Der Schock des eklatanten Missbrauch des Gastrechts gilt noch immer als Schandfleck der Clangeschichte. Lt. einem Artikel in Wikepedia über das Massaker von Glencoe (Link zum Artikel) gab es bis Ende des 20. Jahrhunderts auf der Eingangstür des Gasthofs 'Clachaig Inn' in Glencoe den Hinweis „Zutritt für Hausierer und Campbells verboten". Gemäß diesem Artikel lernen schottische Kindern auch noch heute „never trust a Campbell“.

Glencoe mit West Highland Way
Glencoe mit West Highland Way















Pause im Visitor Center von Glencoe
Nach soviel Dramatik brauchen wir eine Pause.
Auf der Rückfahrt zeigt die australisch-deutsche Besatzung des Mietwagens Zeichen der Erschöpfung und vermag das landschaftlich eindrucksvolle Glen Spean nicht mehr angemessen zu würdigen. Munter wird die Crew erst wieder als wir das edle Shopping Center House of Bruar erreichen, das nicht ohne Einkäufe verlassen wird. Natürlich wird nur für den zwingenden Bedarf eingekauft. Das ist Ehrensache.
Den Rückweg nach Dunkeld verbinden wir mit dem Diner im Moulin Pub bei Pitlochry, das wir bei keinem Besuch in der Gegend von Pitlochry auslassen. Das mehrfach ausgezeichnete Moulin Pub ist nicht nur eines der schönsten Pubs in den Highlands, sondern bietet zudem eine ansprechende Küche und schenkt neben Allerweltsprodukten charakterstarke Biere der eigenen Brauerei aus. Webseite des Moulin Pub

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