Sonntag, 15. Juni 2014

Vier auf einen Streich: Bauhaus Dessau, Lutherstadt Wittenberg, Dessau-Wörlitzer Gartenreich, Biosphärenreservat Mittelelbe

Landhotel Elbterrasse Wörlitzer Winkel
Dessau-Wörlitzer Gartenreich, Bauhaus Dessau und Lutherstadt Wittenberg bilden die weltweit dichteste Ansiedlung von UNESCO-Welterbestätten. Wir unterbrechen unsere Reise zum Nationalpark Sächsische Schweiz für einen kompakten Aufenthalt an der Mittelelbe in Sachsen-Anhalt, um gemeinsam mit Freunden aus der Heimat die drei benachbarten UNESCO-Welterbestätten zu besuchen. Als Quartier wählen wir das im Biosphärenreservat Mittelelbe liegende Landhotel Elbterrasse Wörlitzer Winkel, von dem wir in wenigen Minuten Fahrzeit vier attraktive Ziele dieses Kulturraumes erreichen. Die Küche des Hotels und die schwächelnde Internetverbindung zeigen noch Entwicklungspotenzial, aber per Saldo erweist sich das am Südufer der gemächlich dahinfließenden Elbe liegende Hotel als eine gute Wahl. Unmittelbar beim Hotel stellt eine Gierseilfähre die Verbindung zum nördlichen Elbufer bei Coswig (Anhalt) her. Eine Chronik der Hochwasser in Sachsen bezeugt, dass die Elbe zeitweilig zu einer Bestie werden kann.
Diashow der Fotoserie vom Landhotel Elbterrasse Wörlitzer Winkel


Bauhaus Dessau (Diashow der Fotoserie)


Marcel Breuer Stühle im Bauhaus Dessau
Am Tag der Anreise beginnen wir unsere Besichtigungen wir mit einem Besuch des Bauhauses Dessau. Wer eine Ausstellung von Werken renommierter Künstler und Designer des Bauhauses erwartet, wird enttäuscht. Im Mittelpunkt steht Architektur. Design bleibt nicht ausgespart, ordnet sich aber völlig der Architektur unter. Gemälde oder Skulpturen von Bauhauskünstlern sind nicht ausgestellt.
Unser Rundgang durch das Gebäude ist schnell abgearbeitet und beeindruckt uns zunächst nur mäßig. Erst dank einer Führung, auf der wir auch in sonst nicht öffentliche Räume gelangen, erschließt sich uns der Komplex in seiner tatsächlichen Bedeutung. 






Unscharfe Rekonstruktion des Gropius-Hauses
Im Rahmen einer weiteren Führung besuchen wir in einem benachbarten Arreal die sieben ehemaligen Meisterhäuser. Walter Gropius (1883-1969) bewohnte als Gründer und Direktor des Bauhauses ein Haus mit seiner Familie allein. Als einziges Meisterhaus verfügt das Gropius-Haus über eine Garage, die weitgehend im Originalzustand erhalten ist. Drei weitere Meisterhäuser waren als Doppelhäuser für Bauhauslehrer und ihre Familien konzipiert. Zu diesen Häusern gehörte jeweils ein Fahrradschuppen. Chefallüren sind nicht zu übersehen.
Bewohnt wurden die Doppelhäuser von Mitgliedern der künstlerischen Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts: László Moholy-Nagy (1895-1946) und Lyonel Feininger (1871-1956), Oskar Schlemmer (1888-1943) und Georg Muche (1895-1987), Wassily Kandinsky (1866-1944) und Paul Klee (1879-1940).




Zustand der Meisterhäuser im Jahr 1992
Zu ihrer Zeit waren diese Meisterhäuser revolutionäre Musterhäuser moderner Wohnarchitektur. Allerdings erwiesen sich die Häuser nicht in jeder Hinsicht als praktisch und komfortabel, was mangels Erfahrung auch nicht weiter verwundert. Architektonische Ideen des Bauhausstils setzten sich trotzdem weltweit als Konzept durch, während gleichzeitig die als Ikonen moderner Architektur geschätzten Gebäude verfielen. Während der Zeit des Nationalsozialismus galt der Stil als 'undeutsch'. Der in Dessau ansässige Rüstungsbetrieb der Junkers-Werke übernahm die Gebäude mit der Auflage von Umbauten. Zur Zeit der DDR wurden keine Anstrengungen zur Beseitung von Kriegsschäden und zum Erhalt dieses Erbes unternommen. Rekonstruktionen der Bauhaus-Architektur setzten erst in jüngster Zeit ein und im Mai 2014 konnte endlich die Eröffnung der Dessauer Meisterhäuser gefeiert werden.




Lutherstadt Wittenberg (Diashow der Fotoserie)


Stadtfest 'Luthers Hochzeit' in Wittenberg
Die Teilnahme an der offenen Stadtführung erweist sich als eine glückliche Entscheidung. Stadtführer 'Wolfgang' vermittelt die Geschichte Wittenbergs kompetent und unterhaltsam. Die kurzweilige zweistündige Runde durch die Stadt endet im Lutherhaus, einem Augustinerkloster, dem Martin Luther vorübergehend als Mönch angehörte und das er später als Wohnhaus nutzte. In der Gegenwart dient das Gebäude als reformationsgeschichtliches Museum.
Wir wussten, dass sich die Lutherstadt Wittenberg auf das Lutherjahr 2017 vorbereitet, weshalb sich das lange vernachlässigte historische Erbe in der Gegenwart als eine Ansammlung von Baustellen präsentiert. Völlig unerwartet treffen wir jedoch auf das Stadtfest 'Luthers Hochzeit', das unsere Besuchsabsichten stark einschränkt und einen Besuch des Cranach-Hauses sowie des Melanchthonhauses vereitelt. Wir nehmen uns vor, diese Besuche nachzuholen, wenn die Stadt sich für das Lutherjahr 2017 fein gemacht hat und kein Stadtfest stattfindet.



Dessau-Wörlitzer Gartenreich (Diashow der Fotoserie)


Blick über das 'Große Walloch' in der Wörlitzer Anlage
Einen vollen Tag haben wir für den Besuch des Dessau-Wörlitzer Gartenreiches reserverviert. Die Fürsten von Anhalt-Dessau ließen im 18. Jahrhundert eine in Kontinentaleuropa einzigartige Kulturlandschaft nach englischem Vorbild errichten. Seit dem Jahr 2000 gehört das Dessau-Wörlitzer Gartenreich zum UNESCO-Welterbe. Die Anlagen ziehen zahlreiche Besucher an, aber in dem weiten Gelände entsteht kein Gedränge. Die Fitness der Gastronomie zeigt sich an sommerlichen Wochenenden noch nicht in Bestform.








Schloss Oranienbaum
Nachdem wir die Wörlitzer Anlage durchwandert sind, besuchen wir Schloss und Park Oranienbaum. Der Nachbeholbedarf für Rekonstruktion und Erhalt von Schloss, Parkgelände und angrenzender Ortschaft ist nach langen Jahren des Verfalls noch nicht vollständig abgearbeitet. Der Kulturraum zeigt sich auf einem guten Weg und macht zugleich deutlich, dass der Bedarf für den  'Soli' noch lange nicht befriedigt ist.









Biosphärenreservat Mittelelbe


Kapenschlösschen
Das Gartenreich Dessau-Wörlitz ist großflächig mit dem Biosphärenreservat Mittelelbe verflochten. Auf 143 qkm schützen gleich zwei sich ergänzende Programme die Landschaft, das Weltkulturerbeprogramm der UNESCO und das MAB (Men and the Biosphere). Für weiträumige Wanderungen fehlt im Rahmen dieses Aufenthaltes die Zeit, aber einen Eindruck möchten wir zumindest mitnehmen.
In der Nachbarschaft von Oranienbaum-Wörlitz fahren wir zum 'Kapenschlösschen', ein historisches Fachwerkgebäude, das als Verwaltungssitz des Biosphärenreservats Mittelelbe dient. Der Europaradweg R1 (1) führt durch die Auenlandschaft des Biosphärenreservats Mittelelbe. Ab dem 'Kapenschlösschen' wandern wir einen kleinen Abschnitt auf dem R1 nach Osten zu einer Biberfreianlage, an der wir auf eine Biberburg und einen Biberdamm blicken. Die fleißigen Nager halten sich jedoch versteckt. In der Gegenrichtung spazieren wir zu einer ca. 650 Jahre alten Eiche in der Elbaue und auf dem Rückweg entdecken wir in Vockenrode einen Storch. Soviel Natur auf engem Raum ist in Deutschland sonst eher selten zu erleben.


Marke des Europaradweges R1
Storch in Vockenrode
Ca. 650 Jahre alte Solitäreiche


Anmerkungen


(1) Aktuell sind Freunde auf dem Europaradweg R1 auf einer insgesamt 6.000 km langen Radtour durch Europa unterwegs, für die sie 4 Monate Zeitbedarf veranschlagt haben. Sie werden demnächst hier vorbeikommen. Ihr Abenteuer dokumentieren sie fortlaufend in dem Blog 'AHA on Tour'.
Einige Fotos dokumentieren das Abschiedstreffen vom 8.06.2014 mit Freunden, Verwandten und Bekannten auf Schloss Paffendorf in Bergheim: Diashow der Fotoserie     

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